Früher hat Karl Jäger (73 Jahre), als Schiffs-Smut der MS Europa, über Hunderte von Menschen auf den Weltmeeren mit Essen versorgt … heute kümmert er sich um das leibliche Wohl von knapp 100 Tieren im Wildpark Frankenberg (Eder).
Wenn er nicht im Ederberglandbad als Badeaufsicht oder als Mitarbeiter auf der Deponie tätig ist, betreut er in seinem “Unruhezustand“ den Futterdienst des Wildparks im Wechsel mit seinem Kollegen Erich Reitz. Laut Wildparkleiter Martin Hecker gehört er seit 11 Jahren längst zum Inventar.
Egal bei welchem Wetter, bei frostigen Temperaturen, Regen oder Schnee, die Tiere im Wildpark werden 365 Tage im Jahr versorgt und die Tiergesundheit und das Gelände müssen täglich überprüft werden.
Nicht nur für die wilden Tiere hat Karl Jäger ein Herz, auch die drei Hauskatzen des Wildparks Luzie, Leni und Leo werden von ihm versorgt. Es gibt immer das gleiche Begrüßungsritual: Die Katzen holen Karl Jäger direkt am geparkten Auto ab und freuen sich auf Streicheleinheiten und ihre Mahlzeit. Sie leisten ihm Gesellschaft und vertreiben die unliebsamen Gäste: Mäuse und Ratten, welche sich auch am Tierfutter bereichern wollen.
Nach dem Füttern der Katzen überprüft er das Wildfutter für die Automaten, füllt es bei Bedarf nach und startet dann seinen Rundgang. Futterrüben, Kastanien, Schrot, Heu, getrocknetes Brot werden den Tieren zugefüttert und müssen vorab portioniert und an die Futterstellen gebracht werden.
Auf dem weitläufigen Gelände gibt es Rot-, Dam-, Sika-, Schwarz- und Muffelwild sowie Bergziegen und Kamerunschafe. Zudem haben dort ein Wildbienenhotel und drei Füchse ihr Zuhause gefunden. Die Silberfüchsin, von Karl Jäger Sylvie getauft, ist ihm gegenüber zutraulich und frisst aus seiner Hand.
Bei den Wildschweinen angekommen gibt es für alle Tiere einen Schrot-Snack. Durch das aufgebaute Vertrauen lässt sich Hannes, der 9-jährige Keiler, auch gerne von Karl Jäger streicheln. Was für Fremde und Besucher gefährlich enden könnte und verboten ist, ist in ihrer jahrelangen Freundschaft keine Gefahr. Im Anschluss freut sich Hannes noch über eine Extra-Massage mit dem Kehrbesen.
Im Gegensatz zu dem Damwild, welches auf Distanz bleibt, lässt sich das Sika- und das Rotwild mit dem Schrot-Eimer anlocken. Für Besucher verteilt er das Futter auch gerne näher am Wegesrand, damit die Tiere besser zu beobachten sind.
Karl Jäger sagt er braucht kein extra Sportprogramm in seiner Freizeit. Bei seinem Rundgang läuft er mehrere Kilometer auf bergiger Strecke, hackt Holz, zerkleinert und verteilt das Futter und bleibt so immer in Bewegung, getreu dem Motto: Wer rastet, der rostet!
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Der städtische Wildpark wurde 1967 gegründet und befindet sich gegenüber der Altstadt von Frankenberg und ist das ganze Jahr kostenfrei zu besuchen.